poetisch/poetologischer Werkzeugkasten
[Experimentelles Gestalten]
[selbstreflexive künstlerisch/gestalterische-wissenschaftliche Praxis (zunächst fachbereichsspezifisch)]
Mittwoch, 9.30–12.45 Uhr
A 1.38 FB Gestaltung

SoSe 2024

Das Seminar geht davon aus, dass wir alle in Situationen kommen, in denen wir die Werkzeuge unseres Tuns erklären oder uns auf frühe Werkzeuge zurückbesinnen müssen. Der Begriff Werkzeug ist hier ganz konkret (Lieblingsstifte, -geräte, -programme, -werkzeuge) aber auch metaphorisch gedacht. Wie erinnern wir uns an eine bestimmte Art zu schauen, zu lesen? Welche Musik hören wir gern beim Arbeiten? Welche Texte von anderen Gestalter:innen, Künstler:innen, Musiker:innen etc. lesen wir, wenn wir nach Anregung suchen. Das Seminar besteht aus einem Rahmenprogramm und der Möglichkeit, sich einen individuellen (metaphorisch oder ganz konkret) Werkzeugkasten zu bauen.

Rahmenprogramm:
– Einblicke in den Aufbau der poetischen Form-Bildungs-Sammlung in A 1.37.
– gemeinsame Lektüre von poetologischen – also auf das eigene Tun – bezogenen Texten anderer Praktiker diverser Disziplinen
– Einblicke in Werkzeugkästen Gesa Fokens

Entwurf (und Umsetzung) individueller Werkzeugkasten nach zwei möglichen Zielen
– Ziel A: kit zur Verdeutlichung der eigenen Profession
– Ziel B: Schaffung eines individuellen kits, das Sie zu einem späteren des Berufslebens an mögliche Anregungen der Studien- oder auch Jugendzeit erinnert

herausstellen – Praxis und Reflexion der Verfremdung
[Experimentelles Gestalten]
[themenbezogene künstlerisch/gestalterisch-wissenschaftliche Praxis]
Dienstag, 8.30–11.45 Uhr
A 1.38 FB Gestaltung

offen für Gestaltung: KD/ID; Architektur; Media

Ziel des Seminars ist, medien- und disziplinenübergreifende Prozesse Formentwicklung durch Verfremdung und Montage zu verdeutlichen. Das Seminar besteht aus einem Rahmenprogramm und der Möglichkeit, das gemeinsam Erprobte auf individuelle Projekten zu übertragen.

Rahmenprogramm:
– Lektüre und Diskussion der einschlägigen Verfremdungstexte (Klassiker: Bertolt Brecht/Ruth Berlau/Walter Benjamin + div. Gegenwartsanknüpfungen: u.a. von Georges Didi-Huberman)
– Zeichnungsexkursionen (Kunsthalle Mannheim/Darmstädter Bühnenräume/Darmstädter Stadtraum)
– Verfremdungsübungen im Stadtraum 
– dafür den gemeinsamer Entwurf eines alienation-kits bzw. Verfremdungsbausatzes

Die Exkursion nach Mannheim verfolgt einen mehrfachen Ansatz. Im Mittelpunkt steht Kentridges »Zurückweisung der Zeit«, in der zeichnerische, fotografische, filmische und szenografische Mittel miteinander agieren und das zugleich eine explizit inhaltliche Ausrichtung hat. An ihm lernt man, wie minimal Verschiebungen sein können, um Formen und Inhalte herauszustellen bzw. zu verfremden. Zugleich ist der architektonische Raum der Kunsthalle und deren Spezialisierung auf Skulptur (u.a. das Schaudepot) sowie die aktuellen Ausstellungen zu Raum werdender Zeichnung sowie die (inhaltlich für das Seminar wichtigen!) feministisch-witzigen Verfremdungspraktiken von Sarah Lucas. Die Exkursion ist für einen halben evtl. einen ganzen Tag geplant und kann – im zweiten Fall – im Bereich des ehemaligen Industriehafens oder vor der Feuerwache urbanistische Praktiken des Herausstellens erproben. Der Termin wird an den Seminarzeiten orientiert.

di:segno – zwischen Reflexion und Aktion
[Ästhetische Theorie]
[Theorien der Gestaltungsdisziplinen]

Montag, 17.45–19.15 Uhr
Aula, FB Gestaltung

offen für Gestaltung: KD/ID; Architektur; Media

Dieses neue, interdisziplinären Seminar zu den Theorien der Gestaltung ermöglicht das Verständnis gestalterischer Prozesse vor transdisziplinärem Hintergrund. Es spielt mit den Wortbedeutungen von disegno [Zeichnung, Entwurf], di segno [vom Zeichen] und design [Entwurf]. 

Zunächst vor dem Hintergrund der Ausbildung ästhetischer Theorie in der italienischen Renaissance, dann aber mit Blick auf moderne Gestaltungstheorie, die auf Zeichentheorie und Zeichnungstheorie verweisen, werden design-, architektur- und medientheoretische Grundlagen gelegt oder aber im gemeinsamen Gespräch wiederholend gestärkt.

Anlass des Seminargegenstandes ist aber auch die von Prof. Dr. Gesa Foken und Prof. Dr. Carolin Höfler am 6. Bis 8. Juni gemeinsam in Köln (KISD) veranstalte Tagung intervening drawing – distillation of form as an act of learning and a social practice bzw. Intervenierendes Zeichnen – Formbildung als Bildungshandlung und soziale Praxis. Dort wird bereits mit Wissen um diese Theorien Zeichnung bzw. Entwurf als Reflexionsmedium – also als Mittel des Denkens – und als Aktionsmedium – also als Möglichkeit partizipativen Handelns gestärkt.

Insofern werden wir uns auch mit Zeichnung als Handlungs- bzw. Leseanweisung (Diagramm/Plan/Infografik), als Bildungsmedium und als Interventionsmedium auseinandersetzen und damit mit den aktuellsten Debatten der Gestaltungsdisziplinen.

Die Seminarteilnahme ermöglicht auch die Teilnahme an der internationalen Konferenz.

Unabhängig von den konkreten Anliegen unserer Gestaltungpraxis benötigen wir immer Anregungen durch die Außenwelt, nicht zuletzt durch jene konkret im physischen Raum erfahrbare. Die Beobachtungssituation in öffentlichen sowie halb-öffentlichen Räumen stellt uns allerdings vor Herausforderungen. Wie wird unser Blick vom Gegenüber aufgenommen? Welche Medien bzw. welcher Medienumgang ermöglichen einen Blick, der vom Gegenüber möglichst nicht als Übertritt oder Eindringen empfunden wird? Wie muss ich meine eigenen Beobachtungswerkzeuge stärken, um mich ins Außen zu wagen? Wie kann man gestalterisch öffentliche Situationen verändern, um respektvolle Wahrnehmungssituationen zu schaffen? Auf welche gestalterischen Themen stoßen wir durch eine bewusste Beobachtungspraxis im Außen? Wie verändert sich unsere Sicht auf Beobachtung, wenn wir andere professionelle Beobachtungssituationen in den Blick nehmen?

Unser Seminar geht einen dreifachen Weg:

  1. Wir lassen uns durch Literatur anregen, die einerseits Soziologie und Kulturanthroplogie entscheidend prägten, andererseits künstlerische Verfahrensweisen erprobten. Mithilfe später Flaneurliteratur (Benjamin, Kracauer, Hessel) und einer Beschreibung des frühen Vorgehens der Chicago School of Sociology (v.a. Robert E. Park) reflektieren wir zugleich die prekäre Situation des Beobachtens.
  2. Wir erproben zeichnerische und schreibende Beobachtungspraktiken und damit einen direkten Zugang, der ohne Technik- und Datenschutzaufwand zu bewerkstelligen ist.
  3. Wir entwickeln individuelle Wege der Beobachtung im Kontext Stadt oder aber spezifisch als Beobachtung der Beobachtung. Die Medienwahl ist hierbei frei.