„Identitätspolitik” ist das Schlagwort der Stunde. Es scheint sich dabei um eine empathische Politikform insbesondere bezüglich von Geschlechterverhältnissen und Migrationsregimen zu handeln, aber auch Themen wie Klassenzugehörigkeit („Klassismus”) und aktuell insbesondere Postkolonialismus werden hier einsortiert. Wissenschaftliches Schlagwort der Stunde ist die „Intersektionalität”.
Dabei ist interessant, dass gerade die Theoretiker und Theoretikerinnen, die hierfür zu Rate gezogen werden, oftmals eine harsche Kritik am Konzept der Identität formulieren, namentlich Judith Butler als Namensgeberin von queer politics und Vordenkerin der Gender Studies und Stuart Hall als Vordenker der Postcolonial Studies. Im Hintergrund dämmert noch Theodor W. Adornos Begriff des „Nichtidentischen”.
Was also macht Identitätspolitik aus und warum ist sie so umstritten? Was wären gangbare Alternativen?
Jens Kastner, Lea Susemichel: Identitätspolitiken. Konzepte und Kritiken in der Geschichte und Gegenwart der Linken. Münster 2018.
Stuart Hall: Die Frage der kulturellen Identität. In: Ders.: Rassismus und Kulturelle Identität. Ausgewählte Schriften 2. Hamburg 1994. S. 180 – 222.