Im Jahr 1159 v.u.Z. legten Arbeiter die Arbeit bei dem Bau der Pyramide für Ramses III. in Ägypten nieder. Das Aufsehenerregende daran, so der Sozialhistoriker Marcel van der Linden, sei nicht dieser früheste schriftlich dokumentierte Streik, sondern vielmehr, dass es sich folglich um freie Lohnarbeiter gehandelt habe. Auf der anderen Seite dieser Beobachtung steht der seit 2013 erscheinende Global Slavery Index, der belegt, dass es nie mehr Menschen in Sklaverei gegeben hat als heute – in Deutschland ca. 30.000.
Das scheint einer fundamentalen These von Karl Marx zu widersprechen: dass sich mit der Industrialisierung und dem Kapitalismus die „freie Lohnarbeit“ als Modell durchsetze. Der Arbeitsverhältnisse gibt es, allein in Deutschland, unzählige.
Was genau bedeutet Leih- oder Zeitarbeit, was sind Werk- und Honorarverträge, wer gilt als solo- und wer als scheinselbstständig? Welche „unfreien“ Arbeitsverhältnisse (Schuldknechtschaft, Sklaverei) finden wir und welche Arbeitsmärkte („Arbeiterstrich“). Welchen Unterschied macht der „Arbeitgeber“ – Staat, Kirche, freie Wirtschaft? Und: welche unbezahlten Arbeiten (Hausarbeit) gibt es? Diesen Fragen soll im Seminar nachgegangen werden, immer unter der Prämisse, dass verschiedene Verhältnisse auch verschiedene soziale Interaktionen zur Folge haben.
Literatur:
Marcel van der Linden: Workers of the World. Eine Globalgeschichte der Arbeit. Reihe „Globalgeschichte“, Band 23. Frankfurt/New York: Campus Verlag 2017.