Dem Thema Armut kommt erstens bei der Erforschung sozialer Ungleichheit und zweitens als spezifischem gesellschaftlichem Problemfeld innerhalb der Sozialwissenschaften besondere Bedeutung zu. In der Sozialen Arbeit stellen Armut bzw. Personen in prekären Lebensverhältnissen ein besonderes Handlungsfeld dar. 

Armutsforschung widmet sich der Untersuchung von sozialen Mechanismen, die Individuen und bestimmte soziale Gruppen in besonderem Maße von gesellschaftlichen Ressourcen ausschließen. Die Erforschung sozialer Ungleichheit im Allgemeinen und von Armut im Besonderen leistet demnach erstens einen Beitrag zur Identifizierung armutsgefährdeter Gruppen, bildet zweitens die sozialen Praxen von Individuen und gesellschaftlichen Gruppen zur Bewältigung ihrer Lebenslagen ab und unterstützt drittens im besten Fall die Etablierung neuer Formen von Governance im Feld der Sozialpolitik. Armut muss in diesem Kontext demzufolge als relatives, multikausales sowie mehrdimensionales Phänomen gefasst werden, welches sich darüber hinaus als konkreter ‚Zustand‘ für Individuen kontextuell unterschiedlich gestaltet.