Medien und Politik – eine Hassliebe, oder glorreiche Ergänzung? Die Verbindung von Medien und Politik erscheint uns heute so natürlich, dass wir sie kaum anders wahrnehmen. Beide Akteure treten, wenn sie uns ansprechen, oft im Tandem auf und wirken in dieser Hinsicht wie ein eingespieltes Team. Dabei ist das Verhältnis beider Seiten keinesfalls klar, in vielen Hinsichten facettenreicht und spannungsgeladen – beispielsweise geben mediale Akteure nicht selten an, eine Stimme der Vernunft gegen opportunistische Politik zu sein. Anderorts wieder, vor allem auch auf dem akademischen Feld, sind Kritiken zu finden, die den demokratischen Diskurs zu einem Medienspektakel verkommen sehen. Klar ist: Medien haben einen festen Platz in unserer Gesellschaft. Ohne sie wäre eine Demokratie, wie die unsere, kaum vorstellbar. Wie genau nun aber sich der mediale Beitrag für eine funktionierende Demokratie verstehen lässt, wird Gegenstand des Seminars sein. Hier soll sowohl eine historische Dimension eingenommen werden, um den politisch relevanten Beginn der Presse zu markieren und die Verschiebungen im gesellschaftlichen Gefüge entlang unterschiedlicher, medialer Techniken bis heute nachzuvollziehen. Es soll aber auch eine demokratietheoretische und ethische Perspektive über die Bedeutung der Medien für Politik eingenommen werden. Fragen, an welcher Stelle Medien die Demokratie stärken, sollen mit Kontroversen nach ihren negativen Effekten, ihren kommerziellen, rassistischen, sexistischen oder elitären Aspekten ergänzt werden – nicht zuletzt mit Gedenken über den Stellenwert des >Lügenpressevorwurfes<. Darüber hinaus soll es auch einen Blick nach vorn geben, auf die anarchischen oder revolutionären Momente im Medienspektrum, die im Zeitalter unserer medialen Allgegenwart zu Ansprüchen des Entzugs von digitaler Kontrolle oder einer Zukunft ohne Berufspolitik führen.

Obwohl Diskussionen zum Sozialstaat und zur sozialen Gerechtigkeit klassische Themen der Politik und Soziologie sind, nehmen sie zur Zeit eine besonders brisante Rolle ein. Nicht nur die Corona Pandemie und ihre Folgen, sondern auch der gegenwärtige, hinzukommende Russlandkonflikt, stellen Gesellschaft und Politik vor dramatische Verteilungsfragen. Diese Problematik im Rücken nimmt das Seminar zunächst einen klassischen Bezug zum Themenfeld auf, um dann auf Krisen, Herausforderungen und Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft zu blicken. Damit geht es erstens darum, Entwicklungen, Kämpfe und Herrschaftsaspekte um Fragen der sozialen Gleichheit und sozialen Sicherheit in ihren Anfängen nachvollziehen. Dann sollen wohlfahrtstaatliche und neoliberale Verschiebungen insbesondere Deutschlands ins Auge gefasst werden, um schließlich auf Krisen der Gegenwart und visionäre Zukunftsfragen zu sprechen zu kommen. Historische Aspekte werden damit genauso Gegenstand des Seminars sein wie Gleichheits- und Gerechtigkeitsfragen, ein Spekulieren um neue Gesellschaftsmodelle wie auch Fragen veränderter Produktions- und Arbeitsverhältnisse