In unterschiedlicher Ausrichtung wird etwa seit dem Jahr 2000 von einer „Wiederkehr des Religiösen“, einer „Dialektik der Säkularisierung“ oder sogar einer „postsäkularen Gesellschaft“ gesprochen. Nicht nur, aber in einem besonderes erschreckenden Ausmaß wurde der säkulare Westen in einer zunehmend globalisierten Welt durch die islamistischen Anschläge in den USA 2001 eindringlich und gealtsam mit der Stellung religiöser Weltbilder und Werthaltungen in anderen Kulturen konfrontiert. In den westlichen Demokratien Europas und der USA wurden dadurch auch neue Debatten über die gesellschaftlich-politische Bedeutung religiöser Traditionen angestoßen. Der Philosoph Jürgen Habermas lieferte dafür durch seine Formulierung vom „Bewusstsein von dem, was fehlt“ eine schöne und interpretationsoffene Chiffre . Ein weiteres Indiz zeigt sich in der Wiederkehr eines weltanschaulichen Streits zwischen wissenschaftlichen und religiösen Weltbildern und der Konstitution eines "neuen Atheismus", der sich radikal gegen ein religiöses Bewusstsein richtet. Im Blick auf diese Hintergründe sollen im Seminar unterschiedliche Perspektiven zur Stellung von Gott und Religion in der modernen Welt betrachtet werden.