Zusammenfassung
Dieses Seminar bietet einen Einblick in soziologische Forschungsperspektiven und gesellschaftspolitische Debatten zu Rassismus, Rechtsextremismus und Erinnerungskultur in Deutschland. Dabei setzt das Seminar über eine Dekade, nachdem die Verantwortung des NSU-Komplexes für zehn Morde und noch mehr Anschläge in Deutschland öffentlich bekannt wurde, vier Jahre nachdem 2019 in Kassel und Halle drei Menschen durch die Gewalt rechter Terroristen starben und nachdem 2020 ein Mann in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordete, an, um aufzuzeigen, dass es sich bei den bundesweiten und unzähligen Fällen um keine „Einzelfälle“ handelt, sondern Betroffene und Angehörige rassistischer Gewalt und rechten Terrors systematisch institutionell geschädigt und kriminalisiert werden, was sich beispielhaft bei den jahrelangen Ermittlungen der Polizei gegen die Angehörigen der Opfer des rassistischen NSU-Terrors dokumentiert. Zudem gehen wir in dem Seminar auf weitere strukturelle Dimensionen des Rassismus ein und befassen uns mit dem Thema der rassismuskritischen und menschenrechtsorientierten Sozialen Arbeit mit Geflüchteten und Critical Whiteness Ansätzen in der Sozialen Arbeit.
Einen weiteren Themenschwerpunkt bilden Fragen der Erinnerungsforschung und der Kämpfe um Erinnerung, die über die vergangenen zehn Jahre hinsichtlich der gesellschaftlichen Forderungen um ein zeitgenössisches Verständnis von Gedenkkultur und Erinnerungsarbeit an Bedeutung gewonnen haben und für multidirektionale, antirassistische, dekoloniale und feministische Perspektiven auf die Erinnerungskultur in Deutschland stehen, die auch für die Soziale Arbeit neue Perspektiven insbesondere in den Bereichen der kulturellen und politischen Bildung schafft. Ziel des Kurses ist es, die unterschiedlichen Herangehensweisen der kritischen Rassismusforschung und Erinnerungsforschung und ihre Verschränkungen anhand der ausgewählten Textlektüre aufzuzeigen und die Möglichkeiten und Rolle der Sozialen Arbeit mit Blick auf die Reflexion der eigenen Profession und der Arbeit in unterschiedlichen Handlungsfeldern im Kontext historischer und aktueller Formen struktureller rassistischer Gewalt und in der Entwicklung eines differenzierten Solidaritätsverständnisses für eine rassismuskritische Soziale Arbeit sowie multidirektionale Erinnerungsarbeit zu verstehen, einzuordnen und zu diskutieren.
Anforderungen für die Prüfung
Hausarbeit (ca. 12 Seiten) und Bereitschaft für kurze Präsentation, d.h. eine Textzusammenfassung, Zusammenfassung des Hauptarguments und relevanter Schlüsselkonzepte, die auf die Theorie und/oder Praxis der Soziale Arbeit übertragbar sind vorzustellen.