Scham zwischen Tabu und Chance im Kontext sozialer Arbeit

Das Thema „Scham” in der sozialen Arbeit erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Vielleicht löst es zunächst Stirnrunzeln und Befremden aus, aber schon bei kurzem Nachdenken wird schnell deutlich, wie sehr Scham zum Menschsein dazu gehört: Sie schützt Menschen; sie steht für Taktgefühl, regelt Nähe und Distanz und wirkt wie ein Seismograf, der anzeigt, wenn etwas nicht stimmt, wenn eine Grenze überschritten wird. Viele Menschen machen die Erfahrung, auch gerade in Kontexten sozialer Arbeit, wie präsent Scham auch im öffentlichen Raum durch Gesetzgebung und Strukturen ist, wenn sie dadurch entwertet und ausgegrenzt werden. Obwohl oder gerade weil die Scham eine schmerzhafte Emotion ist, wird sie in der Gesellschaft tabuisiert. Unser Bewusstsein für Scham ist verloren gegangen, obwohl sie gravierende und zerstörerische Nebenwirkungen wie z.B. Depressionen oder Sucht haben kann. Erst langsam gewinnt diese Emotion an Bedeutung und wird für Hochschulen und Forschung interessant. In dieser Lehrveranstaltung geht es darum, sich dem Thema bewusst zu nähern und Impulse für einen sorgsamen Umgang mit Scham und Beschämung zu erhalten. Gerade im Kontext sozialer Arbeit ist es wichtig, im Umgang mit den Klienten Scham zu erkennen und über ein Repertoire an Methoden zu verfügen, um professionell und würdevoll damit umgehen zu können.